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Ein Segelflugzeug bei einer Kunstflugvorführung über dem Gelnhausener Flugplatz.
Echter „Schein“-Rekord beim Aero-Club Gelnhausen e.V.

Drei PPL-C-Scheine an einem Tag! Am 30.5.2012 haben eine Flugschülerin und zwei Flugschüler des Aero-Club Gelnhausen die praktische Segelflug Prüfung mit Bravour bestanden: Joanna Mikolei (19), Kai Schnöring (26) und Stefan Brill (25).

Es ist schon etwas Besonderes: Drei Flugschüler des Aero-Club Gelnhausen haben am 30. Mai 2012 ihre letzte Prüfung zum Erwerb des Segelflugzeug Führerscheins erfolgreich absolviert.
Es war ein weiter Weg, aber schon die Ausbildung macht Spaß. Schließlich fliegt man, meistens auch ohne Fluglehrer, organisiert gemeinsam mit den anderen Segelfliegern den Flugbetrieb und findet Freunde in der Gruppe.

Die folgenden Eindrücke und Informationen sollen einen Einblick geben, wie man vom Fußgänger zum Segelflieger wird. Möge der Unwissenden einen Eindruck erhalten, was es bedeutet, eine Segelfluglizenz zu erwerben und vielleicht wird der einen oder anderen ermuntert, es selbst einmal zu versuchen.
Wenn man an einem Wochenende auf den Flugplatz geht, kann man auch mal mit einem Segelflieger ein Platzrunde drehen und erleben, wie es sich anfühlt, ohne Motor über der Stadt zu kreisen.

Die Haube wird verriegelt, der Flugschüler checkt noch einmal die Einstellung des Höhenmessers. Das Schleppseil wird eingehängt. Der Starthelfer hebt die Fläche an, bis die Flügel horizontal sind, er hebt den Arm in die Höhe. „Startklar. Seil anziehen!“ tönt es aus dem Funk an der Winde. Das Seil spannt sich. Der Starhelfer streckt den Arm seitlich aus. 150 PS ziehen am Seil, das Flugzeug nimmt Fahrt auf. Noch rennt der Starthelfer mit, hält die Fläche horizontal. Dann wird das Flugzeug lebendig, es hebt ab, steigt in einem flachen Winkel. Der Schüler zieht ein wenig den Knüppel zu sich. Der weiße Segler schießt steil dem ungetrübten Blau des morgendlichen Himmels entgegen.
Nach dem Ausklinken und Andrücken wird dem Flugschüler bewusst: Er ist allein in diesem Flugzeug. Zum ersten Mal! Euphorie erfasst jede Faser seines Körpers. Und immer wieder macht er sich klar: Alles wie immer - alles wie oft geübt. Ruhe bewahren und dem Flugzeug im Kopf immer ein Stück voraus sein – dann klappt’s auch mit der Landung.

So oder ähnlich geht es wohl jedem Flugschüler bei seinem ersten Alleinflug. Es ist der erste Meilenstein in der Ausbildung zum Piloten: drei Platzrunden im Alleinflug bilden zusammen die A-Prüfung. Es folgt die Vertiefung der Fertigkeiten und die ersten Übungen, thermische Aufwinde zu finden und zu nutzen. Dieser Abschnitt wird mit drei Flügen abgeschlossen, die zusammen als B-Prüfung gewertet werden. Im dritten großen Schritt zum Pilotenschein wird dann der Überlandflug geübt wozu ein auch 50 km Streckenflug im Alleinflug zählt. Dieser Abschnitt wird mit der sogenannten C-Prüfung abgeschlossen: 3 Alleinflüge mit Kurvenwechsel und Slip.
Aber keine Sorge: Prüfungsangst kommt gar nicht erst auf, da man bei den „Prüfungsflügen“ ja nur das tut, was man schon bei jedem Flug zuvor getan und somit geübt hat. Und die erfahrenen Segelfluglehrer wissen sehr gut, wann sie einem Schüler die Prüfung zutrauen können.

Schon mit 14 Jahren kann man mit der Ausbildung zum Segelflugpiloten beginnen und die Lizenz mit 16 Jahren erwerben. Motorflieger und UL-Fans können die Ausbildung im Alter von 16 Jahren starten und die Lizenz mit 17 Jahren erlangen.

Die Segelflugtage, meistens am Wochenende, beginnen mit einem Briefing, d.h. mit einer Vorbesprechung des Tagesablaufs. Segelflug ist ein Mannschaftssport. Es braucht 5 – 7 Leute, um einen Segelflieger in die Luft zu bekommen. Der diensthabende Fluglehrer checkt, ob auch alle für diesen Tag eingeteilten Helfer da sind. Ein Startleiter wird gebraucht, der die Abläufe rund um den Startaufbau leitet. Ein Startschreiber schreibt die Start- und Landezeit der Flüge mit. Steht ein Windenfahrer oder ein Schlepp-Pilot zur Verfügung, der die Segelflugzeuge in die Luft bringt? Wer fährt die Traktoren, die die Flugzeuge nach der Landung zum Startplatz zurückziehen? Wer hilft am Start, klinkt die Seile ein und hält die Fläche des Flugzeugs beim Anschleppen?

Dann wird das Wetter besprochen. Werden der Tag und die Thermik so gut, dass vielleicht ein Überlandflug möglich ist? Ist geklärt, wie sich der Tag thermisch entwickelt, werden die Flugzeuge an die einzelnen Flieger verteilt. Je nach Ansturm auf ein Flugzeugmuster, müssen sich die Piloten ihre Flugzeit so einteilen, dass auch die anderen Kameraden an diesem Tag einen Flug bekommen.

Segelfliegen ist nicht nur auf die Umgebung des Flugplatzes beschränkt, sondern bei guter Thermik können mit den modernen, eleganten Kunststoff-Flugzeugen auch große Strecken von 300 km und mehr geflogen werden, die der Segelflieger am Startort beginnt und auch dorthin wieder zurückkehrt.

Anschließend werden die Flugzeuge aus der Halle geräumt und gründlich gecheckt: Alle Ruderanschlüsse werden geprüft und der Einbau der Batterie für den Funk. Sind die automatischen Fallschirme eingehängt? Und viele weitere, für die Sicherheit wichtige Dinge, werden geprüft. Im Anschluss daran werden die Flugzeuge am Startplatz aufgebaut. Der Startplatz richtet sich nach der Windrichtung. Die Flugzeuge müssen in den Wind starten. Haben wir also Westwind, so wird der Start im Osten des Flugplatzes aufgebaut und die Winde, die die Flugzeuge hoch schleppt, im Westen. Dann kann es losgehen...

(07.06.2012, Ekkehard Makosch, Aero-Club Gelnhausen e.V., Pressedienst)
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